Die Wallfahrt Unserer Lieben Frau vom Hörnleberg

Das Marienheiligtum Unserer Lieben Frau auf dem Hörnleberg ist weit über das Elztal hinaus bekannt. Für die Talbewohner ist der Hörnleberg längst ein Stück Heimat

I Zur Geschichte des Wallfahrtsortes

Die Wallfahrtskapelle „Unserer Lieben Frau“ auf dem Hörnleberg hat eine lange Geschichte. Die Vermutung, hier sei im Zuge der Christianisierung des Elztales zu Be-ginn des 8. Jahrhunderts auf der Grundlage eines „Götzentempels“ ein Muttergottes-heiligtum geweiht worden, hat sich nicht bestätigt. 1469 wurde die Kapelle erstmals urkundlich erwähnt. 1493 heißt es, sie gehöre zur Pfarrei Oberwinden und ein Waldbruder wohne bei ihr. Von Anfang an war die Kapelle ein bekannter und be-liebter Wallfahrtsort.

Nach einer Legende soll ein blinder Elsässer gelobt haben, auf jenem Berg eine Kapelle zu erbauen, den er nach seiner Genesung zuerst sehen werde. Er wurde erhört, und sein erster Blick fiel auf den Hörnleberg. Als versucht wurde, die Kapelle unten am Berg zu bauen, lagen am anderen Morgen das Bauholz und der es be-wachende Zimmermann auf dem Gipfel. Man erkannte den Willen Gottes und errichtete das Heiligtum auf der Höhe.

Nach einer anderen Version sah ein von Schmerzen geplagter Elsässer morgens mehrfach in der hinter dem Hörnleberg aufgehenden Sonne die Gottesmutter mit dem Kind. Er gelobte, dort eine Kapelle zu bauen, wenn seine Schmerzen wegblieben. Als er gesund wurde, hielt er sein Versprechen und ließ auch ein Marienbild anfer-tigen. Drei Holzschnitte von 1626, 1649 und 1792 zeigen das gekrönte Gnadenbild im Strahlenkranz, mit dem Jesuskind auf dem Arm und auf einer Mondsichel stehend – so wie es in der Apokalypse des Johannes heißt: Eine Frau, von der Sonne bekleidet, steht mit der Sternenkrone auf dem Mond.

Im Laufe der Zeit hat die Kapelle viele Schäden und Zerstörungen erlebt. Aber immer wieder fanden sich Mittel und Wege, sie erneut aufzubauen. Selbst als Kaiser Joseph II. 1783 die Aufhebung aller Wallfahrtskirchen, die nicht Pfarrkirchen waren, anordnete, gelang es, die Hörnleberg-Kapelle zu bewahren. Doch als sie 1826 nach einem Blitzeinschlag niederbrannte, versagte das badische Ministerium die Genehmi-gung für einen Wiederaufbau. Viele Menschen verrichteten jedoch weiterhin vor einem Marienbild in der Ruine ihre Andacht. 1851 erfolgte endlich die Genehmigung für einen Neubau, der zwischen 1858 und 1890 in Etappen eingeweiht wurde.

1883 fand das Gnadenbild, das in der Pfarrkirche Oberwinden aufgestellt worden war, erneut seinen Platz auf dem Hörnleberg. Seitdem haben die Gläubigen wieder ein Zentrum für ihre Wallfahrten. Auch ein Pilgerhaus mit Bewirtungsmöglichkeit ist unterdessen errichtet worden. Zwischen 1979 und 1982 wurde die Kirche grund-legend erneuert.

II Die Ausstattung der Wallfahrtskapelle

Im Mittelpunkt der Kapelle sowie des 1884 gestifteten und von Franz Simmler geschaffenen Hochaltars steht das Gnadenbild, das Maria als Himmelskönigin mit dem Zepter darstellt. Auf ihrem Arm sitzt das ebenfalls gekrönte Jesuskind, das den Reichsapfel hält. Ursprünglich wurde die Skulptur nach dem Dreißigjährigen Krieg gestaltet, jedoch 1973 geraubt.

Nachdem zunächst ein Gemälde des Gnadenbildes, angefertigt von Adolf Bredel, dieses ersetzt hatte, schuf der Elzacher Bildhauer Konrad Wernet nach Fotos eine Kopie des Gnadenbildes, die 1982 geweiht wurde. Über Maria thront Gottvater, der den Heiligen Geist in Form einer Taube aussendet. Links und rechts neben ihr stehen ihre Eltern, die Heilige Anna und der Heilige Joachim. Das Buch in Annas Händen weist auf ihre Rolle als Marias Erzieherin hin. Die zwei Tauben in Joachims Hirtenkorb symbolisieren seine Opfergabe, die der Oberpriester im Tempel zurückwies, weil er keine Nachkommen habe. Ein Engel verhieß ihm dann auf dem Feld bei seinen Herden die Geburt Marias.

An der rechten Seitenwand hat der Simonswälder Bildhauer Albert Schonhardt eine Kreuzigungsszene geschaffen. Jesus wird dabei von Maria sowie seinem Jünger Johannes umgeben, dem er seine Mutter anvertraut hat.

Die linke Seitenwand schmückt eine von Franz Simmler 1884 gestaltete Pietà: Die trauernde Maria hält den Leichnam Jesu auf dem Schoß.

Simmler oder seine Offenburger Werkstatt haben auch die Seitenaltäre sowie einen passenden Beichtstuhl angefertigt. Die nach Simmlers Entwürfen (1885-1890) gemalte Kassettendecke stellt Jesus und Maria – beide mit offenen Herzen –, Josef und noch einmal Maria als Himmelskönigin dar. Josef hält als Zeichen seiner gott-gewollten Erwählung zum Ehemann einen weiß blühenden Stab in der Hand, Maria trägt die weiße Lilie als Sinnbild ihrer Reinheit. Vor Josef ist der Petersdom in Rom zu sehen – Symbol der Heiligen Kirche, um deren Schutz er angefleht wird. Jesus ist umgeben von den Symbolen der Evangelisten Lukas, Johannes, Markus und Matthäus: Stier, Adler, Löwe und Mensch als Autor.

Auch die Dekoration der Empore und die Farbfenster wurden nach Simmlers Entwürfen hergestellt. An den Chor- und Langhauswänden finden sich weiter Figuren der Heiligen Elisabeth, Monika, Notburga, Michael, Josef, Nikolaus, Wendelin, Sebastian und Christophorus, meistens Stiftungen der umgebenden Ortschaften.

Verschiedene Votivbilder (Weihebilder) drücken den Dank an die Gottesmutter aus, dass sie in schwierigen Zeiten geholfen hat. Ein Gemälde Josef Schultis‘ von 1901, ebenfalls an der linken Seite, erinnert an die Übertragung des Gnadenbildes aus der Pfarrkirche Oberwinden auf den Hörnleberg 1883 und an den Neubau der Kapelle.

1858 waren drei Glocken geweiht worden, doch sie fielen ebenso wie eine weitere, 1882 geweihte Glocke 1917 und 1942 den kriegsbedingten Glockenablieferungen zum Opfer. Nach dem Zweiten Weltkrieg ermöglichten Stiftungen den Guss von drei neuen Glocken.

III Die Gestaltung des Umfeldes der Kapelle

Drei Kreuzwege, von 1891 bis 1893 eingeweiht, führen von Bleibach, Oberwinden und Simonswald auf den Hörnleberg. Die Darstellungen in den Bildnischen zeigen die Abfolge des Leidensweges Jesu von seiner Verurteilung zum Tode über seinen Weg unter dem Kreuz bis zu seiner Kreuzigung und Grablegung. Sie spiegeln den Geist ihrer Zeit.

An Mariä Himmelfahrt 1987 wurde auf dem Platz unterhalb der Kapelle ein neuer Kreuzweg eingeweiht, den der Simonswälder Bildhauer Albert Schonhardt geschaffen hat.

Das eindrucksvolle Kunstwerk sieht den Leidensweg Christi im Licht der Auferstehung und der Erlösung. Die einzelnen Figuren haben individuelle Charakterzüge. So wirkt Simon, der Jesus hilft, ausgesprochen sympathisch. Der „böse Jude“, der Jesus quält, als dieser zum zweiten Mal unter dem Kreuz fällt, entspricht hingegen antisemiti-schen Vorstellungen, wie sie in der Kindheit und Jugend des Künstlers vorherrschten. Die Darstellung wurde von damaligen Vertretern der Katholischen Kirche gebilligt. Heute dokumentiert sie, wie frühere Bilder des „typischen Juden“ fortwirken. Wir können dies zum Anlass nehmen, uns damit auseinanderzusetzen und unsere eige-nen Bilder und Sichtweisen in Frage zu stellen.

Weiter unten am Berg ist ein „Weg der Menschwerdung“ entstanden. Albert Schonhardts Sohn Martin hat die dort aufgestellten Sandsteinskulpturen geschaffen. Die drei Stationen wurden 1997, 1998 und 1999 eingeweiht. Dargestellt wird der „Englische Gruß“: Erzengel Gabriel verkündet der Jungfrau Maria, dass sie ein Kind gebären werde; Maria empfängt den Heiligen Geist in Form einer Taube; der Erlöser ist gekommen und öffnet sich mit seinen Eltern zur Welt.

Unterhalb des Rasthauses wurde 1960 eine Lourdesgrotte errichtet. Die Figuren, die der Offenburger Künstler Angelo Valentin in Kalksandstein gefertigt hatte, wurden mehrfach zerstört. 1987 erneuerte sie Albert Schonhardt, 1994 sein Sohn Martin.

2004 Josef Weber, Elzach,  aktualisiert 2021  von Heiko Haumann, Yach

Quellen:


Registratur des Erzb. Archivs, Freiburg

Pfarrarchiv Oberwinden, Rubrik IX, XII, XV Hörnleberg (Baulichkeit, Historische Dokumente, Gottesdienst, Wallfahrt und Stiftungen)

Generallandesarchiv Karlsruhe, 26/70 Nr. 985 u. 986

Störk Wilhelm, U.L. Frau vom Hörnleberg, 2. Auflage, Frbg. 1892

Rambach Hermann, Aus der Geschichte von Bleibach, 1978

Freiburger Diözesanarchiv, 1907, NF8/  24. Bd. 1895 S. 233

Zeitschrift des Freiburger Geschichtsvereins, 42. Bd. 1929, Albert P.P., Hörnleberger Wallfahrtsbilder: F.F.Archiv Donaueschingen, Tibianus J.G.

Weber, Josef: Der Gottesberg des Elztales. In: Die Geschichte von Winden im Elztal. Hg. im Auftrag der Gemeinde Winden im Elztal von Gerhard A. Auer. Winden im Elztal 2003, S. 323-344

A. Auer, Gerhard: Nachtrag zur Wallfahrt auf den Hörnleberg. Ebd., S. 345-348.

Brommer, Hermann, Wallfahrten im Erzbistum Freiburg. München/Zürich 1990 S. 142-143